Stärkung von Hochschulnetzwerken

... und Ausbau von Vernetzungsveranstaltungen
für mehr Informationsaustausch und
Transfer von Good Practices

 
Gastgeberin und Gastgeber:

Ingrid Bohr
Leiterin Kooperationsunterstützung
bwUni.digital

Dr. Matthias Bandtel
Geschäftsführer des Hochschulnetzwerks Digitalisierung
der Lehre Baden-Württemberg (HND-BW)

 

KERNAUSSAGEN

  • Die Weiterentwicklung von Lehre und Lernen gelingt am besten kooperativ, idealerweise sogar in hochschulübergreifenden Netzwerken.
  • Durch Kooperationen können Lehrinnovationen leichter und nachhaltiger in den Transfer gebracht und umgesetzt werden.
  • Austausch und Netzwerkarbeit sollten in den Alltag integriert werden und nicht zusätzlich zu den "eigentlichen Aufgaben" hinzukommen.
  • Mit zunehmender Größe und Komplexität des Netzwerks müssen organisatorische und administrative Aufgaben professionalisiert werden.
  • Kooperationsnetzwerke brauchen ein gemeinsames Wertefundament, eine klar definierte Zielstellung sowie ein Miteinander auf Augenhöhe.

 
Für die Verankerung und Skalierung von Lehrinnovationen ist die "Stärkung von Hochschulnetzwerken und der Ausbau von Vernetzungsveranstaltungen für mehr Informationsaustausch und Transfer von Good Practices" essenziell wichtig. Das ließ sich schon an die Vielzahl der angemeldeten Teilnehmenden für die beiden Thementische 7 ablesen. 

 

Mehrwert von Hochschulnetzwerken und Netzwerkveranstaltungen

Auffällig oft fiel an den beiden Thementischen der Begriff "Mehrwert", was nicht weiter verwunderlich ist. Denn der Sinn und Zweck von Hochschulnetzwerken und Netzwerkveranstaltungen liegt ja gerade darin, für Vertretungen verschiedener Interessengruppen einen Mehrwert zu schaffen: für Universitäten und Hochschulen, für administrative und wissenschaftliche Mitarbeitende, Dozierende und Studierende. Der Mehrwert einer Vernetzung aller Beteiligten bestünde darin, so die Teilnehmenden, Ressourcen und Synergien effektiv zu nutzen, Informationen auszutauschen, Erfahrungen weiterzugeben, den Transfer von Good Practices zu fördern und letztlich die Qualität der Lehre zu verbessern.

An den Thementischen wurde hervorgehoben, dass die baden-württembergischen Hochschulen bereits über ausgezeichnete Kooperationsstrukturen im Bereich der Lehre verfügen. Als positive Beispiele wurden u. a. das Hochschulnetzwerk Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg (HND-BW), HAW BW digital und die Hochschulföderation Süd-West (HfSW) genannt. Über die HfSW wurde beispielsweise ein gemeinsamer Fragenkatalog für Physikaufgaben hochschulübergreifend zusammengestellt. Das HND-BW hat sich als erfolgreich in der Einwerbung und Abwicklung großer Verbundprojekte erwiesen. Das hochschulübergreifende Rahmenkonzept bwUni.digital wiederum arbeitet gemeinschaftlich an der digitalen Transformation administrativer Prozesse. Darüber hinaus wurde der Projektverbund "Partnerschaft für innovative E-Prüfungen (PePP)" vorgestellt. Hier werden unter Beteiligung aller Landesuniversitäten Systeme für digitale Prüfungen aufgebaut sowie didaktische, rechtliche und ethische Rahmenbedingungen gestaltet. Das Teilen von Erfahrungen und Materialien als Offene Bildungsressourcen (OER) ist ein weiterer zentraler Baustein für die vernetzte Lehrentwicklung.

 

Möglichkeiten und Herausforderungen in der Praxis

Die genannten Netzwerkinitiativen eröffnen umfassende Möglichkeiten für die Verankerung und Skalierung von Lehrinnovationen an Hochschulen in Baden-Württemberg. Sie seien wichtige „Leuchttürme“, so der Tenor, fungierten aber ebenso als Blaupause für kleinere Netzwerkinitiativen. Vermehrt hätten sich in Baden-Württemberg auch mittelgroße Verbünde bewährt, die auf Kernbereiche in Lehre, Forschung und Verwaltung der jeweiligen Hochschularten spezialisiert seien.

Entscheidend für das Gelingen von Hochschulnetzwerken, so die Einschätzung an den Thementischen, seien drei Herausforderungen, die an den Thementischen vorgebracht wurden:

  • Netzwerken benötigt Zeit. Und Zeit ist eine der knappsten Ressourcen im Hochschulbetrieb. Das Engagement der Aktiven folgt meist einer intrinsischen Motivation, die mit erheblichem Mehraufwand verbunden ist.
  • Zeitaufwändige Koordinationsaufgaben sollten nicht zu Lasten der inhaltlichen Zusammenarbeit gehen, sondern müssen von professionellen Netzwerkverantwortlichen geleistet werden.
  • Netzwerke benötigen Ausdauer für den Aufbau von Vertrauen und qualitätvollen Ergebnissen. Kurzfristige Projektfinanzierungen wirken da nur wenig nachhaltig.

Zusammenfassend wurde an den Thementischen die Überzeugung geteilt, dass Hochschulnetzwerke für die Nachhaltigkeit und Breitenwirkung bewährter Lehrinnovationen ein wesentlicher Schlüssel sind. Für die Abstimmung gemeinsamer Entwicklungsziele und -vorhaben oder den Austausch von Lehr-Lernkonzepten und konkreten Materialien seien Online-Plattformen das Mittel der Wahl. Es wurde aber ebenfalls betont, wie wichtig hochschulübergreifende Veranstaltungen in Präsenz seien, um über Entwicklungen in Lehre und Lernen im Austausch zu bleiben. Oder – wie es ein Professor von der Hochschule Furtwangen formuliert hat: "Wenn so etwas wie dieser Lehr-/Lernkongress zwei Mal im Jahr stattfinden würde, wäre ich regelmäßig dabei."

 

MASSNAHMEN UND ERFOLGSFAKTOREN

  • Bestehende Kommunikations- und Kollaborationswerkzeuge für den Austausch von Ideen, Erfahrungen und Materialien ausbauen und intensiver nutzen.
  • Schaffung zentraler hochschulübergreifender Koordinationsstellen, die den organisatorischen Rahmen gestalten, das Community- Management übernehmen und die fachliche Arbeit unterstützen.
  • Klare Rollenbeschreibungen und Mandate für alle Netzwerkbeteiligten, idealerweise durch Verankerung von "Satelliten" in den beteiligten Hochschulen.
  • Anreize und Belohnungssysteme schaffen, anstatt ausschließlich auf intrinsische Motivation der an Networking interessierten Hochschulmitglieder zu setzen.
  • Plattformen und Anlässe (virtuell und in Präsenz!) für die fachliche Zusammenarbeit und den persönlichen Austausch schaffen.