Curriculumsentwicklung und digitale Kompetenzen

Vermittlung digitaler Kompetenzen und
Integration innovativer Lehrmethoden in die Curricula

 

Gastgeberinnen:

Nadine Raas
Stabsstelle am Zentrum für Lehrentwicklung
Universität Ulm

Dr. Sandra Hübner
Operative Leiterin der Abteilung Learning Services
Hochschule Furtwangen

 

KERNAUSSAGEN

  • Die Integration von digitalen Kompetenzen Studierender im Hochschulalltag ist unabdingbar und sollte von Anfang an in der Curriculumsentwicklung berücksichtigt werden.
  • Grundlegend sollte ein gemeinsames Verständnis darüber sein, was "digitale Kompetenz" eigentlich meint. Darüber hinaus braucht es aber auch spezifische Kompetenzmodelle für verschiedene Fachbereiche.
  • Digitale Kompetenzen sollten fächerspezifisch und fächerübergreifend in die Curricula eingebaut werden. Dabei ist eine kontinuierliche Anpassung der Curricula unverzichtbar.
  • In vielen Bereichen der Hochschullehre spielen digitale Kompetenzen eine zentrale Rolle, um Lehrinnovationen erfolgreich zu verankern und zu skalieren. Der Support durch hochschuldidaktische Stellen erweist sich hier als Schlüsselfaktor.

 
Um sich darauf zu verständigen, worüber es am Thementisch 2 überhaupt gehen soll, legten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erst einmal eine Begriffsbestimmung vor: Innerhalb der Bildungsgemeinschaft beschreibe der Begriff "digitale Kompetenz" die Fähigkeit, sich souverän in der digitalen Welt zu orientieren, um in dieser Umgebung arbeiten, lehren und lernen zu können. Schwer zu sagen, ob es die "digitale Kompetenz" gibt – vielleicht gibt es sie ja nur im Plural, auf Seiten der Lehrenden und der Studierenden gleichermaßen. Tatsächlich müsste man von ebenso grundlegenden wie umfassenden digitalen Fähigkeiten sprechen, die Lehrende und Studierende mit Blick auf ihre studienrelevanten oder beruflichen Tätigkeitsfelder beherrschen sollten.

 

Digitale Kompetenzen, Lehrmethoden und Prüfungsformen

Eine ganzheitliche Betrachtung digitaler Kompetenzen, so die Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Tisch, müsse den weiten Bogen spannen von Zugangsvoraussetzungen zum Studium über innovative Lehrmethoden bis hin zu kompetenzorientierten Prüfungen. Ja mehr noch: Wenn es darum gehe, digitale Kompetenzen bei der Curriculumsentwicklung von Anfang an mitzudenken, müsse man bereits am Übergang von der Schule zur Hochschule ansetzen. In diesem Zusammenhang wurde auch diskutiert, ob Hochschulen digitale Kompetenzen als Zugangsvoraussetzungen definieren sollten – wobei hochschulübergreifende Standards definiert und regelmäßig akkreditiert werden müssten. Auf jeden Fall könnte durch adäquate Unterstützungsangebote die Lücke zwischen schulischen Vorkenntnissen und den Anforderungen des Hochschulstudiums überbrückt und die Grundlage geschaffen werden für eine frühe Integration von (digitalen) Lehrinnovationen.

Der zunehmende Einsatz digitaler Tools und die Integration von innovativen Lehrmethoden in die Curricula stelle zwar sicher, dass Veränderungen nicht nur punktuell, sondern nachhaltig erfolgen. In der Diskussion wurde jedoch auch betont, dass eine kontinuierliche Anpassung der Curricula notwendig sei, um mit den sich wandelnden Anforderungen der Studierenden und der Arbeitswelt Schritt zu halten. Dies erhöhe den Einsatz und den Aufwand der Lehrenden und Studierenden zusätzlich.

Die Einführung neuer Prüfungsformen wurde als weiterer Schlüsselfaktor für die Modernisierung der Hochschulbildung betrachtet. Die Anpassung von Prüfungsformaten an zeitgemäße Anforderungen könne dazu beitragen, die digitale Kompetenz in kompetenzorientierten Prüfungen nachzuweisen. Dabei komme die Diskussion über neue, digitale Prüfungs- und Lehrkonzepte nicht umhin, innovative Lehrmethoden im Einklang mit den Datenschutzbestimmungen zu implementieren. Schließlich sichere die Integration von Datenschutzaspekten in Lehrinnovationen nicht nur die Privatsphäre der Studierenden, sondern schaffe auch Vertrauen und Akzeptanz für neue Bildungsansätze.

 

Mit Expertise und Support im Dialog zu mehr digitaler Kompetenz

Im Bereich der "digitalen Kompetenzen" konnten an den einzelnen Hochschulen in Baden-Württemberg bereits einige Erfahrungswerte gesammelt werden, so die Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Thementisch. In der Diskussion wurden mehrere Ideen aufgezeigt, die in Bezug auf die digitalen Neuerungen in der Hochschullandschaft unterstützend wirken können. Hier leisteten hochschuldidaktische Stellen wertvollen Support. Diese Stellen böten nicht nur Fachexpertise, sondern auch Ressourcen und Schulungen für Lehrende, was die Akzeptanz sowie den Einsatz neuer Lehrmethoden fördert.

Als besonders wichtig erachtet wurde der Dialog zwischen Lehrenden und hochschuldidaktischen Stellen. Dies sei wertvoll, um individuelle Bedürfnisse identifizieren und maßgeschneiderte Unterstützungsmaßnahmen entwickeln zu können. Darüber hinaus sei die gezielte Bildung von Netzwerken überaus gewinnbringend. Vor allem der Austausch von Erfahrungen und Good-Practice-Beispielen zwischen verschiedenen Fachbereichen und Fakultäten stärke die gemeinsame Vision für Lehrinnovationen und ermögliche eine breite Verankerung.

Ein wichtiger Erkenntnisgewinn aus bisherigen Erfahrungen liege in der Einsicht, die genannten Faktoren auch und gerade im Rahmen der Curriculumsentwicklung ganzheitlich zu betrachten, so die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Isolierte Maßnahmen neigten dazu, nicht die gewünschten Veränderungen herbeizuführen. Daher wurde ein koordinierter und integrierter Ansatz als unerlässlich angesehen, um Lehrinnovationen erfolgreich zu verankern und zu skalieren. Nur so sei es möglich, die Bildungslandschaft nachhaltig digital zu transformieren.

 

MASSNAHMEN UND ERFOLGSFAKTOREN

  • Mehr Unterstützungsangebote und Ressourcen für die Einbettung fachspezifischer und fächerübergreifender digitaler Kompetenzen in die Curricula.
  • Orientierung zum Thema "Digitale Kompetenz" geben das Digital Competence Framework for Citizens (Digcomp 2.2) der EU oder ein an Hochschulen angepasstes Kompetenzmodell (wie zum Beispiel das Kompetenzmodell der Hochschule Luzern).
  • Umsetzung kompetenzorientierter Prüfungsformate, um den sich wandelnden Anforderungen in der digitalen Arbeitswelt gerecht zu werden.
  • Ausbau und Intensivierung des Dialogs zwischen Hochschulen, Fachbereichen und den hochschuldidaktischen Stellen des Landes.